Traumapädagogik

Je früher im Leben ein Trauma erfahren wurde, desto gravierender sind die Auswirkungen auf das weitere Leben.

Ziel der Traumapädagogik ist die emotionale und soziale Stabilisierung von Kindern und Jugendlichen, die Selbstbemächtigung und die Entwicklung des Gefühls von Selbstwirksamkeit.

Die tägliche Arbeit in Mäggie, unserem Mädchenhaus in Herdecke an der Ruhr, ist geprägt von den Symptomen, Ängsten und Bewältigungsversuchen der Mädchen, aber auch von ihren Kräften und Ressourcen, sowie von unserem Bemühen, ihnen zu helfen, sich in ihrem So-Sein zu verstehen und ihre Selbstheilungskräfte zu aktivieren.

Das Haus bietet einen sicheren Ort und die jeweilige Bezugsbetreuerin bietet dem Mädchen oder der jungen Frau eine verlässliche und vertrauensvolle Beziehung.

Eine klare Struktur und klare Regeln in Mäggie geben den Mädchen Sicherheit. Es gibt Einzelgespräche mit der Bezugsbetreuerin und traumapädagogische Gruppenangebote. Im Rahmen von Psychoedukation wird Selbstverstehen, Selbstwahrnehmung, Selbstfürsorge und -stabilisierung gefördert, damit sie lernen, sich vor der Überflutung quälender innerer Bilder zu schützen, schlechtem Selbstbild, Schuld und Scham entgegenzuwirken und in positiven Kontakt zu sich und anderen gehen zu können. So können sie ein Gefühl eigener Wirksamkeit entwickeln. Dies bedeutet: ich kann entscheiden, ich kann handeln, ich kann überwinden, ich bin für mich selbst verantwortlich, ich kann „es“ (Schule, Konflikte bewältigen, eine Ausbildung machen) schaffen.

In unserer therapeutisch-pädagogischen Arbeit bauen wir auf die Säulen der Traumapädagogik:

"Der gute Grund"
Alles, was die Mädchen tun, wie sie handeln und reagieren, hat einen guten Grund.

Symptome sind pathologisch, aber auch Zeichen von Kompetenz und Ressourcen. Die Mädchen werden damit angenommen und gewürdigt.

Schutz und Sicherheit
Vor Retraumatisierung, Tätern, Gewalt.

Stabilität
Durch klare Regeln und Transparenz.

Wertschätzung 
Den Mädchen respektvoll, mit Blick auf ihre Fähigkeiten begegnen.

Selbstbemächtigung 
Durch das Erlernen von Stabilisierungstechniken zur Bewältigung von Flashbacks, Alpträumen, Triggern und dissoziativen Zuständen.

Vertrauen
In die Kompetenz der Mädchen vertrauen – sie haben überlebt.

Bindung
Korrigierende Bindungserfahrungen ermöglichen.

Selbstbild 
Die Mädchen durch das Erleben von Würdigung stärken - auch bei unverständlichen Reaktionen.

Transparenz und Teilhabe 
Ein Gefühl der eigenen Wirkungsfähigkeit fördern.

Empowerment 
Emanzipatorische Begleitung für ein selbstbestimmtes Leben geben.

Partizipation 
Heilung und Teilhabe fördern, z.B. durch das Mädchenteam und Beschwerdemanagement.

Parteilichkeit 
Für das Recht der Mädchen, für Bildung und Selbstbestimmung in Freiheit.

Ziel ist die innere Stabilisierung und Entwicklung der Mädchen unter Berücksichtigung von:

Ressourcen und Resilienz 
Die Stärken anerkennen, benennen und fördern.

Identität 
Die eigene Identität stärken, das Andere und die Vielfalt anerkennen.

Ent-Individualisierung 
Dem Gefühl individueller (Überlebens-)Schuld entgegenwirken.

Ent-Tabuisierung 
Das Erlebte enttabuisieren, um das Schweigen zu brechen.